Heute widmen wir uns der Schneeflockenmethode. Die kommt übrigens in abgewandelter Form auch in unserem Krimiratgeber zum Einsatz. In 24 Tagen zum eigenen Krimi – super als Adventskalender geeignet, aber auch ganzjährig anzuwenden.
Die Schneeflockenmethode
Die Schneeflockenmethode stammt von Randy Ingermanson und scheint eines der angesehensten Plottinginstrumente zu sein. Eventuell, weil sie schrittweise vorgibt, was zu arbeiten ist und das vielen Anfängern eine große Hilfe ist. Diese Methode gibt nicht nur Hilfe beim Plotten an sich, sondern bindet auch die Entwicklung der Charaktere mit ein, sodass sich die Fragestellung, mit was sich der Autor denn zuerst anfangen soll, im Grunde nicht stellt. Dies ist jedoch dann der Fall, wenn er für sich die Methodik modifiziert.
Die Schneeflockenmethode beinhaltet insgesamt zehn Schritte, beginnend von der Ein-Satz-Zusammenfassung der Idee des Romans über die Entwicklung der Charaktere oder Szenentabellen bis hin zum Schreiben des ersten Entwurfes.
Die Schneeflockenmethode ist generell etwas für Schreiner, welche nichts dem Zufall überlassen möchten. Viele von ihnen haben es bisher nicht geschafft, die kompletten zehn Schritte schlüssig durchzuziehen. Hierfür sind die meisten Schreiber zu ungeduldig, beziehungsweise es erfüllt nicht die eigentliche Arbeitsmethode. Aber so spricht auch nichts dagegen, diese Methode an sich selbst anzupassen, denn sie liefert viele Anstöße und Hilfestellungen, die mit anderen Methoden sehr gut kombiniert werden können.
Die Schneeflockenmethode ist sehr gut geeignet, um solche Lücke zwischen der ersten Idee bis hin zum fertigen Roman zu schließen. Der Autor fängt dabei mit der ersten Idee an und entwickelt hieraus in zehn Schritten den Rest seiner Geschichte. Der eigentliche Erfinder der Schneeflockenmethode ist der amerikanische Schriftsteller und Physiker Randy Ingermanson.
Der erste Schritt beschreibt den Kern der Geschichte in nur einem einzigen Satz. Hat der Autor es geschafft, das Wesentliche des Romans in einem Satz zu verfassen, dann dient dieser für kompletten Prozess als roter Faden.
Im zweiten Schritt werden dann die bedeutendsten Wendepunkte beschrieben und zugleich genau formuliert. Dieser Plot erfolgt in fünf Sätzen. Der Anfang der Geschichte ist der erste Satz, die erste Katastrophe der zweite Satz und die zweite Katastrophe wird im dritten Satz formuliert. Danach wird die dritte Katastrophe im vierten Satz sowie der Schluss im fünften Satz formuliert.
Hierbei kann die erste Katastrophe ein zufälliges Ereignis sein, aber alle folgenden Wendepunkte sollten sich konsequentermaßen aus dem Anfang der Geschichte ergeben und aus jenem Versuch der Hauptperson, alles wieder in das rechte Licht zu bringen. So entsteht eine kurze Zusammenfassung des grundsätzlichen Plots.
Die Hauptfiguren werden im dritten Schritt betrachtet. Jetzt ist es an der Zeit, grob die Figuren zu entwerfen. Der Autor schreibt hierbei aus Sicht der Figur die Handlung in einem Satz. Zudem legt er das Motiv und das Ziel der Hauptperson fest und überlegt sich, was diese Figur hindert, das eigentliche Ziel zu erreichen und was diese am Schluss des Romans gelernt hat. Stellt sich nach diesem Schritt heraus, dass Hauptfiguren und Wendepunkte nicht gut zusammenpassen, muss eines von beiden bzw. beides geändert werden, bis die Figuren oder der Grundplot gut der Reihe nach abgestimmt sind.
Der vierte Schritt ist eine kurze Zusammenfassung. Nun sollte der Autor auf einer Seite kurz zusammenfassen und zugleich die Geschichte festhalten. Hierzu werden die fünf Sätze aus dem zweiten Schritt weiterentwickelt: Jeden Satz baut der Autor nun zu fünf Sätzen aus, welche außer dem Schluss stets in einer Katastrophe enden.
Der fünfte Schritt ist die Weiterentwicklung der Hauptpersonen. In diesem Schritt widmet sich der Autor damit wieder den Figuren. Hierbei wird empfohlen, für jede Hauptfigur einerseits die Geschichte aus der unfreien Sicht der Person zu schildern. Weitere bedeutende Charaktere können dann auf einer halben Seite zusammengefasst werden.
Eine längere Zusammenfassung erfolgt im sechsten Schritt. Jetzt sollte der Autor die einseitige Zusammenfassung seines Romans zu einer Beschreibung auf vier Seiten erweitern, indem er den Beginn, die drei Wendepunkte sowie den Schluss genauestens schildert. Wenn sich bei der Zusammenfassung neue Wendungen und Ideen ergeben, so kehrt er so oft zu den vorherigen Schritten zurück, bis sämtliche Einzelteile der Geschichte dann gut zusammenpassen und komplett sind.
Im siebten Schritt werden die Charaktere betrachtet. Dieser wichtige Schritt widmet sich wieder den Figuren. So sollten die Hauptfiguren stetig ausgearbeitet werden. Hierfür bekommen diese ihre eigene Biografie, ein äußeres Erscheinungsbild, einen persönlichen Charakter sowie ein wohltätiges Umfeld.
Im achten Schritt erfolgt eine Auflistung der Szenen. Dies ist zugleich eine Übersicht der Szenarien. Ausgehend vom Resümee überlegt der Autor sich die einzelnen Szenen, um den Roman von Anfang bis zum Schluss zu erzählen. Die einzelnen Szenen fasst er dann in einer Tabelle zusammen. Jede Szene steht in der Zeile und umfasst gleich mehrere Spalten. In den einzelnen Spalten werden wichtige Details einer einzelnen Szene beschrieben. Hier werden Fragen beantwortet. Dazu gehören solche, zu welcher Tageszeit und wo die Szenen spielen, aus welcher Perspektive die Szenen erzählt werden und was sich hierin ereignet. Für den Roman wird eine solche Liste je nach Länge ungefähr100 Szenen umfassen.
Im neunten Schritt werden die Szenen analysiert. Dieser ist optional. Hier nimmt sich der Autor jede einzelne Szene vor und beschreibt diese in einem kurzen Abschnitt. Am Schluss sollte daraus ein circa fünfzigseitiges Resümee der Geschichte entstehen.
Im zehnten Schritt wird editiert und geschrieben. Dieser letzte Schritt ist gleichzeitig das Beste an dieser Schneeflockenmethode. Nun kann sich der Autor hinsetzen und seine Geschichte aufschreiben. Zu dem Zeitpunkt sollte diese schon gut durchdacht und stimmig sein. So ist hierbei der große Vorteil, dass die Inhalte bereits feststehen und der Schreiber muss sich an der Stelle keine Gedanken um die Figuren und den Plot machen. Daher kann er sich ganz jenem kreativen Prozess des Aufschreibens widmen sowie der erfinderischen Ausgestaltung jeder Szene.
Die Schneeflockenmethode ist eine Typensache. Diese strukturiert den Entstehungsprozess eines Romans und gibt die jeweiligen Zwischenschritte vor, um aus einer Idee den ersten Entwurf des Romans zu entwickeln. Hierbei verliert der Schreiber nicht den Überblick und er weiß beim Schreiben stets, was in der kommenden Szene geschieht. Figuren und Plot entwickelt er schrittweise. Daher können sie sehr gut abgestimmt werden, denn dies ist die beste Voraussetzung für eine spannende Erzählung.
Doch ein solch strukturiertes Vorgehen ist nicht für jeden Autor geeignet. Diese Schneeflockenmethode eignet sich in erster Linie für Autoren, welche vor dem Schreiben plotten. Wer dabei seine Erzählung gleich erst beim Schreiben neu entwickelt, wird mit der Methode hingegen nicht sehr gut arbeiten können. Wie der Autor am besten vorankommt ist dann vor allem Typensache. Daher lohnt es sich, die Schneeflockenmethode einfach auszuprobieren. Aber wer nicht gut hiermit arbeiten kann, der sollte sich nicht länger damit abmühen und dann einen besseren Weg finden.
Tipps von Profis
Also, freut euch auf die nächste Plotwoche mit der Textgemeinschaft! Da geht es um Waldscheids 3 Akter
Zum Thema Plotten schreibt Sarah. Sie ist Schülerin in der 11. Klasse und möchte herausfinden, ob ihr „was mit Medien“ liegt. Sarah sucht noch ihre berufliche Richtung und probiert sich bei uns ein wenig aus, solange es ihr Spaß macht.
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