Gastbeitrag – Kreativ Leben Blog – Kreativitätstechniken 2

Intuitive Kreativitätstechniken – laute Methoden

Was genau Kreativitätstechniken sind und welche es gibt, habe ich in meinem letzten Gastpost zusammengefasst. Heute möchte ich genauer auf einige der intuitiven Methoden eingehen.

Intuition ist laut Duden [https://www.duden.de/rechtschreibung/Intuition] das unmittelbare, nicht diskursive, nicht auf Reflexion beruhende Erkennen, Erfassen eines Sachverhalts oder eines komplizierten Vorgangs – also die Fähigkeit, etwas ohne bewusste Überlegungen „aus dem Bauch heraus“ zu verstehen. Auf dieser Begabung des menschlichen Gehirns basieren die sogenannten intuitiven Kreativitätstechniken.

Wie alle Kreativitätstechniken sind die intuitiven eigentlich für die Anwendung in der Gruppe konzipiert worden; sie lassen sich aber auch für die Arbeit als Einzelperson abwandeln. Man unterscheidet laute und leise Techniken – die ersten basieren auf rein verbalen Gruppendiskussionen, den letzten geht in der Regel eine Zeit der stillen Einzelarbeit voraus. Alle intuitiven Techniken sind darauf ausgelegt, in kurzer Zeit viele Ideen zu produzieren, neue Gedankenassoziationen zu fördern und tief im Unbewussten verborgene Kreativität zu aktivieren.

Es gibt eine ganze Menge solcher Techniken; hier werde ich die vorstellen, die ich für Autor*innen als besonders nützlich erachte.

Brainstorming

Wer kennt es nicht? Das gute alte Brainstorming. Entwickelt wurde diese Methode der Ideenfindung von Alex Osborn und Charles Hutchinson Clark für beliebig große Gruppen und besteht aus zwei Phasen. Bevor man loslegt, ist es wichtig, die Grundregeln klarzustellen: es gibt keine falschen Antworten, es wird (noch) nicht gewertet, jeder darf alles sagen und Phantastereien sind ausdrücklich erwünscht.

Nach der Vorstellung des Themas – z.B. der Frage Welche politischen Strömungen benötige ich in meinem Weltenbau, um den Kampf um die Krone angemessen darzustellen? – beginnt man mit Phase eins. Jede*r Teilnehmer*in sagt frei heraus, was ihm/ihr dazu einfällt. Alle Ideen werden protokolliert; es ist erlaubt, aber nicht verpflichtend, auf die Anregungen anderer Teilnehmer*innen zu reagieren und darauf aufzubauen. Damit diese Phase nicht ausufert, bietet sich ein fester Zeitrahmen an, etwa eine halbe Stunde.

In Phase zwei werden die Ergebnisse aus Phase eins vorgelesen und von den Teilnehmenden sortiert und in Hinblick auf Nützlichkeit für das Grundproblem bewertet.

Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

Provokationstechnik

Diese Technik ist schon weniger bekannt. Erfunden hat sie ein gewisser Edward de Bono, der selber Schriftsteller (und Mediziner) ist. Die Grundlage der Provokationstechnik besteht darin, als sicher geltende Annahmen und Sichtweisen infrage zu stellen. Das ermöglicht neue Sichtweisen und bricht altgediente Gedankenmuster auf, die bisher als selbstverständlich angesehen wurden.

Zu diesem Zweck stellt man eine Provokation in den Raum. Diese ist dabei nicht als ernst gemeinte Aussage zu verstehen, sondern als reines Gedankenspiel, eine Art Was wäre, wenn…?-Überlegung. Es ist daher sinnvoll, Provokationen auch deutlich als solche zu deklarieren, indem man ihnen – ganz einfach – das Wörtchen Provokation voranstellt. In seinen Provokationen kann man eine Utopie erschaffen, eine Annahme oder einen Sachverhalt umkehren, maßlos übertreiben oder die Wahrheit verfälschen.

Klingt noch reichlich abstrakt? Hier ein paar Beispiele:

Provokation: Alle Menschen auf dieser Welt widmen sich dem Umweltschutz. (Utopie)

Provokation: Im Museum existieren keine Ausstellungsstücke. (Annahme umkehren)

Provokation: Diebe jagen Polizisten. (Sachverhalt umkehren)

Provokation: Smartphones gehen kaputt, sobald man sie anfasst. (Übertreibung)

Provokation: Enten können nicht schwimmen. (Verfälschung)

Aus diesen Provokationen werden im nächsten Schritt neue Denkansätze entwickelt. Zum Beispiel könnte die Überlegung, dass in einem Museum keine Ausstellungsstücke existieren, zu einem Museum in der Zukunft führen, in dem nur noch Hologramme zu sehen sind statt echter Exponate.

Zur Findung von abstrakten, ungewöhnlichen Ideen ist diese Methode definitiv ein Kracher, so kompliziert sie auf den ersten Blick auch erscheinen mag. Vielleicht ist nicht jede Idee nützlich, aber selbst, wenn man nichts Verwendbares für den eigenen Roman herausbekommt: gewohnte Gedankenbahnen aufzubrechen und in neuen Wendungen zu denken, ist immer eine gute Sache. Und Spaß macht es auch noch!

Negativkonferenz

Die Negativkonferenz ist eine der spaßigsten Kreativtechniken, die ich kenne. Hierbei geht es erstmal weniger darum, Lösungen zu finden – sondern man darf nach Herzenslust Probleme suchen!

Inwiefern ist das für Autor*innen geeignet, die eigentlich genug Probleme haben und Lösungen brauchen? Ganz einfach. Die Negativkonferenz lockert das Denken auf, regt die kreativen Muskeln an und führt zu so absurden Ergebnissen, dass daraus ganz eigene Kurzgeschichten entstehen können. Außerdem kennt ihr bestimmt die Situation, dass eine gewisse Szene irgendwie schal wirkt und ein bisschen aufgemotzt werden muss. Nur wie? Die Negativkonferenz kann da helfen! Außerdem macht sie echt gute Laune.

Um so eine Negativkonferenz durchzuführen, braucht man zuerst einmal ein Vorhaben oder eine grundsätzliche Aussage, z.B. Der Protagonist schenkt seiner Angebeteten Blumen zum Valentinstag. Und dann wird nach Problemen gesucht, ganz besonders nach den unwahrscheinlichen.

Sie ist allergisch auf die Blumensorte. Sie ist farbenblind und freut sich deswegen nicht über den bunten Strauß. Bienen schwirren in einer Tour um die Blüten und ruinieren das Date. Sie ist militante Umweltschützerin und strikt gegen den Verkauf von Schnittblumen.

…und so weiter und so fort. Na, wetten, dass dabei Ideen rauskommen, mit denen man jede langweilige Szene aufpeppen kann?

So viel erstmal zu den lauten Methoden. Natürlich gibt es noch wesentlich mehr, aber diese drei erschienen mir besonders geeignet für den Einsatz zur Arbeit an kreativen Projekten. Sie lassen sich in einer Gruppe durchführen, aber auch alleine im stillen Kämmerlein, ganz nach der eigenen Vorliebe.

Im nächsten Beitrag wenden wir uns dann einigen leisen intuitiven Techniken zu: dem Brainwriting, dem Kreativen Schreiben und dem Clustern.

Bis dahin!


Hallo, ihr liebe Schreibbegeisterte!

Mein Name ist Anna und ich bin leidenschaftliche Hobby-Autorin. Auf meinem Blog widme ich mich dieser doch etwas exzentrischen Freizeitbeschäftigung. Dort findet ihr Tipps und Tricks, Anregungen, Ideen und die eine oder andere Kurzgeschichte, mit der ich mir die Zeit vertreibe, während ich auf mein ultimatives Ziel hinarbeite: die Veröffentlichung meiner Fantasy-Trilogie.

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Mehr von Anna und über Kreativitätstechniken am 28.2. und 7.3. 2021

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