Gastbeitrag – Käthe von Daubner

Heute ist Tag der Umarmung – das nehmen wir zum Anlass, uns mal was über die Liebe erzählen zu lassen…

Die Entstehung einer Groschen- und Liebesromansatire –  Blutende Herzen – Es durfte nicht sein

Käthe von Daubner – dabei handelt es sich nicht um eine Autorin, sondern um zwei Autorinnen, nämlich um Nathalie Boczar und Katharina Stürmer. Doch wie kommt ein Autorinnen-Duo dazu, unter einem adeligen Pseudonym einen satirischen Groschen- bzw. Liebesroman zu schreiben? Diese Geschichte wollen wir euch an dieser Stelle erzählen:

Es begann vor ungefähr drei Jahren, als uns ein Garagenfund die Tür in eine völlig neue literarische Welt eröffnete. Völlig in Vergessenheit geraten lagen in mehreren verstaubten Kisten unzählige Groschenromanheftchen aus den 1950er und 1960er Jahren. Fasziniert stürzten wir uns auf die alten, vergilbten und sehr muffigen Ausgaben. Auf den Covern prangten die schwarzweißen Porträts dramatisch dreinblickender, wunderhübscher junger Frauen mit großen Rehaugen oder schöner Liebespaare, welche sich inniglich herzten. Zusammen mit Romantiteln à la Schicksal eines jungen Mädchens oder Eine Liebe, die verboten war machte uns dies sogleich Lust auf mehr.

Natürlich hatten wir zwei „Leseratten“ auch zuvor schon so manchen Liebesroman gelesen, der sich im Laufe der Lektüre als mehr oder minder kitschig und realitätsfern entpuppt hatte. Aber mit dem Genre des Groschenromans betraten wir beide literarisches Neuland.

Fortan ergötzten wir uns also in gemeinsamen Lesungen an unseren Groschenromanfunden. Was haben wir gelacht und ungläubig den Kopf geschüttelt über die damaligen Rollenklischees, die sehr eindimensionalen Hauptfiguren und die oftmals wirklich hanebüchenen, mehr als unlogischen Handlungsstränge. Irgendwann – vermutlich zwischen zwei Lachanfällen – meinten wir beide, dass wir uns durchaus in der Lage sähen, ebenfalls einen solch schmalzigen Roman zu verfassen. Da wir ohnehin beide schriftstellerisch tätig sind, nahm die Geschichte ihren Lauf … Zunächst jedoch nur als rein privater Spaß in Form von losen Textpassagen, die wir uns zum Zeitvertreib, manchmal auch mitten in der Nacht, gegenseitig zuschickten.

Dabei blieb es jedoch nicht, denn wir begannen uns derart hineinzusteigern, bis aus Spaß Ernst wurde, nämlich ein richtiges Schreibprojekt, Dass wir beide gut zusammenarbeiten können, hatte sich bei unserer ersten literarischen Kooperation, dem Korrektorat von Katharinas Debütroman (Catherine R. Striker – Die verlorene Erinnerung, Twentysix Books 2019) gezeigt. So stellten wir fest, dass wir uns in allen „literarischen Belangen“ sehr einig sind: inhaltlich, stilistisch humoristisch.

Bald hatten wir für unsere Figuren Vor- und Zunamen, eine eigene Vorgeschichte sowie das passende Setting. Nun wurde es Zeit, die losen Handlungsfäden zusammenzufügen und zu einer ganzen Geschichte mit Anfang und Ende zu spinnen. Da wir beide große Anhängerinnen der antiquierten Ausdrucksweise sind, hatten wir uns darüber hinaus den Spaß erlaubt, eine Liste mit möglichst althergebrachten, heute meist ungebräuchlichen Wörtern anzulegen und diese in die Handlung „einzustreuen“. Passenderweise hatte es sich zuvor schon ergeben, dass Blutende Herzen – Es durfte nicht sein im Mittelalter spielt. An dieser Stelle sei aber erwähnt, dass es sich dabei keinesfalls um einen historischen Roman im klassischen Sinne handelt, weshalb man uns etwaige geschichtliche Ungenauigkeiten vergeben möge!

Das wohl Bizarrste an der Entstehungsgeschichte ist und bleibt allerdings, dass unser Roman bruchstückhaft in Einzelpassagen entstanden ist, weitab jedweder chronologischen Herangehensweise. Dabei hat die Eine von uns (Katharina) ihr Talent für beinahe poetisch-verklausulierte Liebesszenen entdeckt, während die Andere (Nathalie) sich in ellenlange Beschreibungen der Rahmenhandlung verstieg.

Als bereits einige miteinander verbundene Kapitel geschriebenen waren, begannen wir, unserem Umfeld mit mehr oder minder freiwillig erduldeten Lesungen auf die Nerven zu gehen. Dabei bemerkten wir – zugegeben zu unserer Überraschung – eine große Begeisterung für unser „Machwerk“ bei unseren Testleser:innen und -hörer:innen. Irgendwann beschlossen wir beide schließlich, dass Blutende Herzen – Es durfte nicht sein zu schade für ein „Schubladendasein“ wäre und wir unseren Roman gerne einer größeren Leserschaft zugänglich machen würden.

Für die Veröffentlichung bei Twentysix entschieden wir uns, da Katharina dort bereits mit Die verlorene Erinnerung gute Erfahrungen gemacht hatte. Dass wir den Roman im Selfpublishing herausgegeben haben, ergab sich vor allem durch das eher ungewöhnliche Genre, welches sich doch klar von anderen Liebesromanen abgrenzt. Einen Verlag für ein solch spezielles Werk hätte sich wohl schwerlich finden lassen, würden sich doch bei den meisten Lektoren die Nackenhaare aufstellen, beim Lesen unserer ausschweifenden wie unnötigen Beschreibungen sowie bei so manch bewusst fehlerhaftem Spaß. Außerdem konnten wir so alle Entscheidungen (bzgl. Cover, Lektorat, Buchsatz) selbst treffen.

Nun fehlte nur noch eines, nämlich das passende Pseudonym. Einerseits deshalb, weil wir unser Gemeinschaftswerk auch unter einem gemeinsamen Namen veröffentlichen wollten, andererseits schien es uns fast zum guten Ton zu gehören, dass solch ein Liebesroman eine passende Autorin verdient. Nach einigem Überlegen kamen wir auf die Idee einer Kombination aus Abwandlungen unser beider Namen: „Käthe von Daubner“ war geboren.

Darüber hinaus mussten noch die rechtlichen und finanziellen Belange unserer gemeinsamen Autorenschaft festgehalten werden: Urheberrecht, Verwendung des gemeinsamen Pseudonyms, Kosten und Einnahmen.

Alles in Allem haben wir aber eine wunderbare Arbeitsteilung gefunden. So hat sich die Eine von uns (Katharina) um die Organisation und Abwicklung des Buchsatzes sowie des Covers (ja, es ist Katharinas jugendliches Dekolleté, welches das Titelbild des Romans ziert …) gekümmert, während die Andere (Nathalie) das Lektorat übernahm.

Das Leben schreibt oft die verrücktesten Geschichten und so war es auch hier. Vielleicht also war es Schicksal, dass wir die Heftromane fanden, vielleicht auch nur Zufall.

Nun bleibt uns zu hoffen, dass unsere Leser:innen sich bei der Lektüre von Blutende Herzen – Es durfte nicht sein bestens unterhalten fühlen.

Ob es eine Fortsetzung geben wird, ist noch nicht ganz sicher. Sicher jedoch ist, dass dieser Roman nicht unsere letzte Zusammenarbeit als Autorinnenduo gewesen sein soll …

Herzlichst

Katharina und Nathalie

alias Käthe von Daubner


Die Textgemeinschaft sagt Dankeschön für diesen unterhaltsamen und informativen Beitrag.


Lust aufs Buch bekommen?

Schreibe einen Kommentar