Sicher hast du auch schon davon gehört, dass viele Autoren ihren Roman plotten. Damit ist gemeint, dass sie vor dem Schreiben in Stichpunkten die Personen, Szenen und Handlungsstränge planen. Ob du das in einem Heft, am Computer oder auf Karteikarten machst, bleibt dir natürlich überlassen. Die Vorteile von der Karteikartenmethode, wollen wir aber auf jeden Fall einmal unter die Lupe nehmen.
Was Du brauchst
1. Karteikarten
Farben und Größe kannst du frei wählen. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, nicht zum kleinsten Format zu greifen. Denn wenn deine Notizen nicht drauf passen und du für jeden Punkt mehrere Karten brauchst, wird es auch wieder unübersichtlich. Übrigens müssen es auch gar keine Karten sein: A4 Blätter von einem Block tun es auch. Oder tatsächlich Textdokumente in Word oder Open Office. Hier hast du den Vorteil, dass du dir Vorlagen erstellen kannst, die du immer wieder verwendest. Das macht vor allem bei Personen viel Sinn, weil sich da ja immer wieder dieselben Fragen stellen.
Als visueller Typ stehe ich auf farbige Kategorien. Personen bekommen eine Farbe zugeteilt, Orte eine andere. Je nachdem woran ich arbeite, nehme ich auch unterschiedliche Farben für die verschiedenen Akte in die ich das Projekt unterteilt habe.
2. Stifte
Schreibe mit einem Stift, den du gern in der Hand hältst. Ich nutze am liebsten einen Bleistift. Das habe ich schon in der Schulzeit so gemacht, Korrekturen sind damit super einfach vorzunehmen.
3. Briefumschläge oder Karteikasten
Wenn du für jedes Projekt einen Karteikasten brauchst und evt. unterschiedlich große Karten nimmst, kann das ganz schön teuer werden. Ich nehme Briefumschläge, die ich selbst genäht habe. Natürlich gehen auch welche aus Papier. Vorteil bei denen aus Papier – du kannst sie auch noch beschriften. Alternativ gehen natürlich auch Dokumentenhüllen o.ä.
Wenn du tatsächlich Textdokumente verwendest, kannst du diese am Ende ja auch ausdrucken und in einen Ordner heften.
Alternative für Stiftverweigerer
Es gibt verschiedene Computerprogramme, die eine Art Karteikartensystem anbieten. Wer Microsoft Office nutzt, sollte sich mal das Programm OneNote anschauen. Hier ist besonders gut, dass man Projekte anlegen und auch Verknüpfungen zu anderen Officedateien nutzen kann. Wer dies Programm nicht hat, kann in Outlook die Notizenfunktion nutzen. Toll ist, dass die Memos wie Haftnotizen da hingeschoben werden können, wo man sie ablegen will und auch farbliche Hintergründe bieten. Powerpoint bietet mit dem Foliensystem auch gute Optionen.
Autorenprogramme wie Patchwork, das wir ja auch schon vorgestellt haben, bieten fürs Plotten tolle Optionen.
Warum überhaupt Plotten?
Dein Plot ist wie ein Wegweiser, an dem du dich entlang bewegen kannst. Bist du schon mal von einem Wanderparkplatz aus zu einem Rundwanderweg aufgebrochen? Üblicherweise gibt es Runden in unterschiedlicher Länge und die Schilder sind farblich angelegt. Du suchst dir deine Runde aus und gehst los, wirst deine Route entlang geführt und kommst zum Ausgangspunkt zurück, ohne herumirren zu müssen.
In einem Buch können manchmal langwierige Erklärungen die Geduld der Leser arg strapazieren. Wenn du einen Plot anlegst und durchplanst, kannst du erkennen, wo Erklärungsnot auftritt und überlegen, wie du damit umgehst. Du willst schließlich keine Langeweile aufkommen lassen und schon gar nicht, möchtest du, dass deine Leser die nächsten 20 Seiten einfach überblättern.
Übrigens: Du kannst auch Lücken plotten, wenn dir diese beim Schreiben erst auffallen.
Ran an den Plot!
Irgendwas schwirrt dir ja schon im Kopf rum, sonst würdest du dich ja nicht mit dem Gedanken tragen, ein Buch schreiben zu wollen. Schreib alles auf, was du bereits hast. Nimm lieber eine Karteikarte mehr, als eine zu wenig. Du musst dir ein flexibles hin und her schieben deiner Informationen erhalten. Zu viel Information auf einer Karte kann dazu führen, dass die Karte evt. unflexibler wird.
Wenn du mit Farben arbeitest, leg dir vorher an, wie dein Farbsystem aussehen soll. Ich handhabe das so, dass ich auf eine Karte der entsprechenden Farbe drauf schreibe, wofür die Farbe steht. Also zum Beispiel – gelbe Karte – lose Idee, grüne Karte – Personen, weiße Karte – Orte, blaue Karte – Szenen. Diese Karten werden dann immer als eine Art Deckblatt verwendet.
Teile dein Projekt in die Bereiche ein, die du plotten willst. Üblicherweise sind das:
- Handlungsort/ Welt
- Figuren
- Szenen
Dann lege fest, welche Kriterien du für die jeweiligen Bereiche brauchst und erstelle ein Profil bzw. einen kurzen Abriss. Es geht hier wie bereits erwähnt, um Stichpunkte!
Kriterien für die Profile/ Szenen
Figur | Ort/ Welt | Szene |
Name Beruf Hobbys Mission Alter Äußerliches wie Größe, Haarfarbe, Augenfarbe, besondere Merkmale Vorlieben Abneigungen Stil und Auftreten Familie Freunde Beziehungen zu anderen Personen im Buch Wohnort Wohnstil Lebensart | Name Lage/ Geografie Größe Politik Sprache Wesentliches Merkmal (Hafenstadt, Industriestadt o.ä.) Infrastruktur Handel Währung Bei Fantasy bzw. wenn es um eine fremde Welt geht, kommen noch unzählige Fragen mehr hinzu: Kulturen, Konflikte, Magiesysteme Flora und Fauna Geschichte Handel Wenn du dir eine eigene Fantasywelt erschaffen willst – unsere Challenge ist inzwischen bereit. | Beteiligte Personen Ort Was genau passiert Wann passiert es Kern der Szene |
Szenen
Ein paar Szenarien hast du sicher schon im Kopf, wenn sich deine Idee erst bildet. Bei den Szenen wirst du wahrscheinlich auch zwischendrin immer noch Karten hinzufügen. Wichtig ist, dass du die Szenen nicht schon in der Planung verkettest. Jede Szene bekommt eine Karte. Du musst hier auch noch nichts sortieren, sondern kannst frisch, frank und frei herausschreiben. Stichpunkte wohlgemerkt.
Tipp: Szenen kannst du auch völlig unabhängig voneinander schreiben, wenn du an deinem Manuskript arbeitest. Du kannst sie später anhand der Karteikarten sortieren und in deinen Text einarbeiten. Lücken füllst du dann durch entsprechende Überleitungstexte oder neue Szenen.
Psychologischer Aspekt
Viele Autoren kennen den Gedanken, dass die Idee nicht reicht für ein Buch. Mit den Karteikarten hast du in Kürze eine umfassende Materialsammlung. Dadurch, dass du nicht von vorn herein eine feste Struktur erarbeitest, sondern deine Karten hin und her bewegen kannst, füllen sich die Lücken wie von Zauberhand. Gerade bei den Szenen hast du viel Spielraum und wenn dir noch nicht klar ist, was direkt im Anschluss an eine Szene passiert, dann notiere, was irgendwann danach ablaufen soll. So wird, wenn wir unser Bild vom Rundwanderweg nehmen, ein Rastpunkt gesetzt. Dort kannst du verschnaufen und schauen wie es weiter geht. Oder auch rückblickend noch feststellen, was dir auf dem Weg besonderes begegnet ist.
Ordnung ist das halbe Leben
Fatal ist, wenn du deinen Plot sortiert hast und ein Windstoß deine Kärtchen durcheinander wirbelt oder dir alles einmal auf den Boden fällt. Überlege dir ein Ordnungssystem, mit dem du deine Struktur schnell wieder hergestellt hast. Seitenzahlen helfen in Büchern sich schnell zurecht zu finden. In PowerPoint sind die Folien nummeriert … Da sich die Reihenfolgen ja immer wieder ändern können, schreib die Nummern einfach mit Bleistift drauf, dann sind sie leicht zu korrigieren.
Nun denken die Helden des digitalen Plottens bestimmt: Kann mir nicht passieren. Dann hier der Hinweis: Datensicherung nicht vergessen.
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