„Boah eh!“ – ja genau das habe ich gedacht, als ich am Wochenende quasi mit der Nase drauf gestoßen wurde, was mit den eBooks passiert, die bei Epubli veröffentlicht werden. Ich hab mich tierisch auf- und auch wieder abgeregt und muss sagen, dass sowohl Epubli, wie auch der App-Anbieter von dem gleich noch die Rede sein wird, sehr angemessen reagiert haben. Trotzdem werde ich für die Textgemeinschaft keine eBooks mehr veröffentlichen.
Das ist passiert!
Eine Autorin, die ebenfalls bei epubli veröffentlicht, schrieb mich an und fragte, was denn Readfy auf der Honorarabrechnung bedeutet. Es gab einen Centbetrag Gutschrift (unter 5 Cent) und sie konnte es sich nicht erklären. Die Recherche ergab, dass es sich um ein Abo-Modell einer App handelt. Ähnlich wie kindle unlimeted, onleihe oder skoobe. Allerdings können die kompletten Bücher dort auch ohne Abo gelesen werden, wenn man etwas Werbung in Kauf nimmt.
Für mich bedeutet das, das komplette Bücher veröffentlicht sind und Leute die gratis lesen können. Da ich die Werbung nicht beeinflussen kann, muss ich davon ausgehen, dass für Shops und Produkte geworben wird, hinter denen ich nicht nur nicht stehe, sondern die ich komplett ablehne (Wish und Floriday beispielsweise, die ihren Plastikmüll um die halbe Welt shippern, den Leute die auf Blinkblink stehen hier unbedingt haben, aber nichts dafür bezahlen wollen). Und im Fall der Textgemeinschaft, sehe ich mich verantwortlich dafür, dass mir anvertraute Texte, auf diese Weise jedem zugänglich gemacht werden können.
Das sagt der Vertrag von epubli
Ich hab mir natürlich sofort die Vertriebsvereinbarung vorgeknöpft von epubli. Dort steht:
Für mich bedeuteten die Angaben bislang, dass die Shops von Thalia, Hugendubel und so weiter mit den Dateien beliefert wurden und eBooks dort gekauft werden mussten. Leider werden sämtliche Vertriebswege nur als Drittanbieter bezeichnet und ich kann bei dem Abschluss der Vereinbarung nur Amazon oder Googlebooks ausschließen. Von Readfy, Legimi usw. war bislang noch nie die Rede bei Epubli und es wird bei den eBooks selbst auch nicht angezeigt, wenn ich in den Shop klicke. Das prangere ich natürlich an.
Zu epublis Ehrenrettung muss ich sagen, sie haben sofort reagiert und mir angeboten, die Abomodelle bei meinen Büchern rauszunehmen. Allerdings muss ich das bei jedem neuen eBook oder auch bei der Aktualisierung der Datei, weil ich einen Tippfehler korrigiert habe, via Direktkontakt anfordern.
Alle eBooks der Textgemeinschaft sind gelöscht
Ich sehe mit unseren Ausschreibungsbedingungen nicht, dass die eingeräumten Rechte an den Texten soweit gehen, dass ich diese Vertriebswege nutzen kann. Was ich persönlich davon halte, sei an dieser Stelle mal ganz außer Acht gelassen, da könnte ich eh einen eigenen Roman drüber schreiben. Natürlich könnte ich die Abomodelle bei Epubli deaktiveren lassen, aber sobald Veränderungen an der Datei vorgenommen werden, muss ich dies jedesmal wieder veranlassen. Wenn ich das vergesse, gebe ich das Buch wieder für Readfy und Co frei.
Sobald ein Kauf getätigt wird, erscheinen die Bücher in der Liste meiner Projekte ohnehin als aktualisiert ganz oben. Das könnte also bedeuten, das selbst dann das Abomodell wieder greift.
Natürlich möchte ich die Urheberrechte an den Texten wahren und mir ist das Risiko, dass wieder von mir unbemerkt Vertriebswege genutzt werden, die die eingeräumten Rechte an uns überschreiten, einfach zu hoch. Bislang wurden über die Anthologien keine derartigen Umsätze generiert, weshalb mir Readfy bis dato ja auch noch völlig unbekannt war.
Aktuell prüfe ich für meine Werke die Optionen bei tolino media, die wirklich gut scheinen.
Weiter unten habe ich nach den Abomodellen gefragt und einen Link bekommen. Den kann ich euch nur wärmstens empfehlen.
Warum ich zwischen onleihe und readfy unterscheide?
Die Onleihe ist an Bibliotheken gebunden. Gebühren werden hierüber entrichtet. Gerade die kleinen Bibliotheken unterstützen die Leseförderung bei Kindern und helfen, die Liebe zu Büchern früh zu vermitteln. Außerdem steht hinter dem Verleihen in Bibliotheken ja auch der Nachhaltigkeitsgedanke, den ich sehr unterstütze. Dieser entfällt zwar bei digitalen Produkten, aber wie gesagt, es sind Gebühren zu entrichten und ich sehe den guten Zweck der Bibliotheken.
Kindle unlimited und Skoobe sind für mich wenig relevant, weil ich Amazon ja nicht nutze, jedenfalls für Bücher nicht und beim Reader auf einen plattformunabhängigen Produkt geachtet habe. Skoobe ist aber auf jeden Fall auch mit einem zahlungspflichtigen Abo versehen.
Wie sowohl Epubli als auch Readfy ihr Vorgehen werten
Beide rechtfertigen die Kooperation damit, dass das Angebot von Readfy ein hervorragendes Marketinginstrument für Autor:innen ist. Das stelle ich grundsätzlich ja nicht in Zweifel. Was mir bei dieser Angelegenheit so richtig stinkt, ist der Umstand, dass erstens bei Epubli die Drittanbieter nicht einmal genannt sind und ich zweitens, gar keine Entscheidungsmöglichkeit habe, welchen ich einbinden möchte und welchen nicht.
Nun frage ich mich, wie sehen Autor:innen das. Vor allem die, die ihre Texte einem Wettbewerbsausschreiber wie uns anbieten? Der Reiz ein eBook zu kaufen, geht doch total verloren. Zudem veröffentlichen einige ihre Texte ja selbst auch noch in eBooks (Lia Lotte z.B. mit ihrem Beitrag aus der Koboldhaften Welt der Waldwesen).
Außerdem bieten diese Apps Bewertungssysteme, sie rechnen nach gelesenen Seiten ab. Das heißt aber auch, dass Jemand, der nach zwei Seiten abbricht, schlecht bewerten kann, weil er sich nicht für das Buch entschieden hat. Dies sehe ich kritisch, weil es letztendlich sogar rufschädigend sein kann bzw. es einem vielleicht guten Autor* erschwert, sich am Buchmarkt zu etablieren.
Der Geschäftsführer von Readfy persönlich, schrieb mich an. Er wollte mich für seine App begeistern. Es ist ihm letztendlich nicht gelungen. Trotzdem muss ich sagen, dass die Reaktionen und Einwände für ein gutes Reklamationsmanagement sprechen. Wie auch die Reaktionen von Epubli, die sogar mitgeteilt haben, dass meine Anregung, die Vertriebskanäle einzeln anzugeben und via Kontrollkästchen auswählbar zu machen, der Entwicklungsabteilung weitergeleitet wurde.
Technisch ist Epubli aber insgesamt etwas hinterher. So ist es immer noch nicht möglich, ein Ebook aus jedem Browser hochzuladen. Mit dem Firefox habe ich da jedes Mal Probleme. Außerdem gab es in der Buchung der Verkäufe von eBooks technische Probleme, die ich letztendlich auch unbesehen glauben muss, weil ich keine Möglichkeiten habe, das zu prüfen.
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