Bevor ich zur eigentlichen Lesermeinung komme, ein Hinweis, als Aktive auf dem Buchmarkt. Ich bin Kluftingerfan, aber ich muss zugeben, hätte ich das EBook nicht geschenkt bekommen, ich hätte es mir sobald auch nicht gekauft, dann eher noch die Printausgabe mit festem Einband. Unbekannte Autoren müssen sich rechtfertigen, wenn sie überhaupt etwas für ein EBook verlangen und namhafte Autoren, die ihre Fanbase haben, langen hin für drei. Klar, dass hier auch Vorgaben des Verlags eine Rolle spielen, aber ich finde den Preis für ein EBook mehr als happig und muss dann als Leserin noch feststellen, dass es (wenn auch wenige, aber immerhin) noch kleinere Fehler enthält. Dabei sollte sich so ein renommierter Verlag doch ein gutes Lektorat leisten können (ebenfalls im Gegensatz zu unbekannten Autoren im Selfpublishing). Das hat mich echt enttäuscht! Die Marketingpolitik des Verlags, mit der die Autoren sich ja auch einverstanden erklärt haben, als sie den Vertrag unterschrieben, trägt sicher auch dazu bei, diese Reihe kritischer zu sehen. Ich finde es traurig, dass Autoren, sobald sie erfolgreich sind, sich von den Verlagen drängen lassen, teure gebundene Ausgaben herauszugeben. Klar, bevorzugen einige Leser, Bücher mit festem Einband, aber zeitgleich ein Taschenbuch herauszubringen (auf die viele Leser ohnehin warten, wenn sie sich gebundene Bücher nicht leisten können), wäre eine Lösung und würde auch ein EBook erschwinglicher machen. 17,99 sind wirklich fett!
Getreu dem Motto: Geschenktem Gaul, guck ich auch ins Maul, hab ich das Buch natürlich trotzdem gern gelesen. Ich bin Kluftinger-Fan und habe alle Bücher gelesen und schaue auch die Filme immer wieder gern. Auf die Verfilmung dieses Bandes freue ich mich jetzt schon, obwohl ich befürchte, dass ich da auch nicht nur Beifall klatschen werde.
Der Tod von Eugen Strobl geht noch allen nach. Richard Maier versucht in seiner überzogenen Art, Wege zur Trauerbewältigung und Teambildung zu finden und schießt ziemlich übers Ziel hinaus, sehr zum Amüsement des Lesers. Die Aktion Weihnachtsbaum war einfach herrlich und ich habe Tränen gelacht.
Kluftinger ist halt ein ewig Gestriger. Immerhin kann er inzwischen Googlen, was er auch reichlich tut. Entsprechende Szenen erheitern ebenfalls sehr. Zudem ist er Interimspolizeipräsident, wo er die Vorteile geschickt nutzt und die Nachteile auf andere abwälzt – ebenfalls geschickt.
Gut gefallen hat mir, dass die noch sehr junge und neue Kollegin nicht als Püppchen dargestellt wurde und obwohl mit ihr und Kluftinger zwei Welten aufeinandertrafen, die Zusammenarbeit gut war.
Der zu lösende Fall selbst knüpft an das vorangegangene Buch an, wo Kluftinger überfallen worden war und dessen ungelöster Fall viele Leser vermutlich unzufrieden zurück gelassen hat. Mir schien es damals schon, dass dies offene Ende kein Ende bleibt, was sich nun auch bestätigt.
Der Funkenmord von 1985, der durch Kluftingers Übereifer vorschnell als gelöster Fall galt, wird neu aufgerollt und diese Ermittlung verbindet den Fall mit jenem Überfall auf Kluftinger aus dem vorangegangenen Buch.
Die freundschaftliche Feindschaft zwischen Klufti und Dr. Langhammer wird ebenfalls wieder toll zelebriert und die Aktion mit Mao-Hindemith ist wirklich witzig beschrieben. Ebenso auch die Szene, wo Klufti bei der Mutter des Opfers von 1985 sitzt und das Aktmodell dazu kommt.
Manche Gags gingen mir zu sehr auf Kosten von Klischees und Vorurteilen und gegen den Strich. Ich denke, dass es kein Autor nötig hat, zu Lasten von Themen wie Gender, Ausländer, Religion ein paar Lacher einzufangen. Passiert in diesem Buch leider, als Kluftinger versucht, seine Pressemitteilung genderkonform zu formulieren oder als das Taufgespräch und die Taufe stattfinden. Das bügelte dann auch nicht die positive EInstellung zur Flüchtlingsfamilie wieder aus.
Schriftstellerisch haben die Autoren wie gewohnt gut abgeliefert. Doch obwohl ich Fan bin, muss ich feststellen, dass die Figur Kluftinger sich totgelaufen hat.
Kein Link zum Buch!
Ich habe mich entschieden, das Buch nicht zu verlinken, weil ich wie gesagt, die Marketingpolitik der Autoren und des Verlags nicht befürworte.
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